(ap) Im Rahmen des Geschichtsunterrichts besuchten die Klassen 10a und 10b unserer Schule am 28.11.2017 die Gedenkstätte Bautzen II. Für die meisten Schüler war dies der erste Besuch an diesem Ort. Jeder hatte schon mal vom „Gelben Elend“ gehört, aber Genaueres wusste man nicht. Gleich zu Beginn erfuhren wir in einem Film, was es mit den Haftanstalten in Bautzen auf sich hat- es gibt nämlich zwei Gebäude: Das aus gelbem Backstein erbaute, von der Autobahn aus gut sichtbare Gebäude, welches auch heute als Haftanstalt dient. Und es gibt ein zweites, gut getarntes Gebäude, mitten in der Stadt, vom Gebäude des Landgerichtes überragt und von niedrigen Mauern umgeben. Von außen vermutet man nicht, was sich hinter den Mauern verbirgt! An diesem historischen Ort des Unrechts wird heute an die Opfer politischer Verfolgung und Haft erinnert.
Unsere beiden Klassen wurden in zwei gleich große Gruppen geteilt und von den Mitarbeitern der Gedenkstätte in das Gebäude geführt. Wir erhielten verschiedene Quellen und Fragen, die wir in kleinen Gruppen bearbeiteten. Dabei lernten wir zahlreiche Einzelschicksale von Inhaftierten kennen und suchten die verschiedenen Bereiche der ehemaligen Haftanstalt auf. Bautzen II war das Gefängnis für „Staatsfeinde“ der DDR und unterstand direkt dem Ministerium für Staatssicherheit von 1956 bis zur politischen Wende 1989. In dieser Zeit wies die Stasi ca. 2700 Menschen nach Bautzen II ein, über 80% von ihnen aus politischen Gründen. Dazu gehörten Republikflüchtlinge, Fluchthelfer und Spione westlicher Geheimdienste, aber auch in Ungnade gefallene Funktionäre des SED-Herrschaftsapparates.
Durch „Psychische Destabilisierung“ sollten Häftlinge mundtot gemacht werden. Ein System von Spitzeln innerhalb der Haftanstalt sorgte für ein Klima der Angst und Unsicherheit. Die gewonnenen Einblicke machten uns nachdenklich. In einem Staat, der sich demokratisch nannte, gab es keinen Platz für politisch Andersdenkende.
Demokratische Grundwerte wie Meinungsfreiheit, Presse- und Versammlungsfreiheit können nicht hoch genug gehalten werden, Demokratie muss gelernt und immer wieder verteidigt werden. Unsere 3,5 Stunden vergingen ziemlich schnell und angefüllt mit Informationen traten wir die Heimreise an.